Stadt und Alpen, Panoramen auf Landkarten

2010

Das Entdecken der Welt

Manette Fusenigs Blick auf Saarbrücken im Kulturfoyer

Ganz schön praktisch so ein Faltplan: Für die Malerin Manette Fusenig wird der zum Kunstwerk. Besichtigen kann man das derzeit in der Kulturgalerie in der Passagestrasse.

Was in den Bergen funktioniert, das geht auch im Flachland. Manette Fusenig, in Luxemburg geboren und seit vielen Jahren in Biel in der Schweiz zu Hause, begann irgendwann, als sie in den Bergen unterwegs war, auf die Landkarte zu zeichnen. Die liess sich ausbreiten, aber auch ganz klein falten und wieder in die Tasche stecken.

Die kleine Form lag der Malerin, hatte sie doch gerne im Postkartenformat gearbeitet, erzählt sie. So lässt sich gut vor Ort arbeiten. Daran erinnern ihre kleinen Aquarelle aus dem letzten Sommer, als sie an der belgischen Küste die Häuserfronten mit Seeblick aufs Papier tupfte.

Doch Manette Fusenig hatte dabei stets das grosse Ganze im Blick, sprich die Schweizer Alpen. So lädt sie derzeit im Kulturfoyer gleich zum «Doppelten Alpenblick». Dafür hat sie auf Landkarten der Schweizer Berge gemalt und zu begehbaren Panoramen einer mit Bildern gespickten Bergwelt ausgefaltet.

Ob sie dazu die Furcht vorm leeren Blatt dränge? Aber nein, «schwieriger ist es, etwas zu machen, wenn schon etwas da ist,» sagt sie und ausserdem «arbeite ich gerne gegen den Hintergrund oder auch mit ihm.» Dafür hat sie ihre «Zutaten» parat, Eingeklebtes aus der Welt der Urlaubsgrüsse, der Literatur oder der Reklame sowie auf den ersten Blick verborgen bleibende Zeichnungen. «das hinterfragt das Ganze», erklärt sie und schafft damit sehr verschmitzt den «doppelten Alpenblick».

Aufs Unterwegssein abonniert, führte sie der zwischen Saarbrücken und Luxemburg bestehende Künstleraustausch «ArtMix» 2008 nach Saarbrücken.

Auch hier kamen Landkarte und Stadtplan zum Einsatz. Darauf finden sich Porträts von Menschen, die in der Landschaft oder einer Stadt leben. Und die Stadt selbst. Ein Jahr, bevor Saarbrücken 100 Jahre Grossstadt wurde, machte sie sich auf den Weg, ging und fuhr mit dem Rad durch die Stadtteile. Auf drei Kopien eines Stadtplans von 1909 kam ein kunterbuntes, eigenwillig-hintergründiges Porträt der Stadt zustande, in dem man nach Herzenslust herumspazieren kann. Dabei kommt die Landkarte zu ihrer besten Eigenschaft, die Manette Fusenig bisweilen verschmitzt und stets liebevoll nutzt: Als Anleitung zum Entdecken der Welt.

Beitrag vom 04.12.2010, Saarbrücker Zeitung